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Montag, 18. März 2024

Wer hat's erfunden? Kompakte Historie des Klapprades

Quelle: Brompton. Andrew Ritchie
"Japan, Asien, enge Platzverhältnisse - das muß die Ursprungsregion der Klappräder sein." So klang es kürzlich im geschätzten Antritt-Podcast. Stimmt aber nicht. Hier kommt die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Die Schweiz war es jedenfalls auch nicht.








So viel vorweg: Den einen Erfinder des Klapprades gibt es wohl nicht. Wie so oft in der Technikgeschichte liefen die Entwicklungen in verschiedenen Ländern parallel. Darum hilft es, die Ereignisse chronologisch zu sortieren. Dabei kristallisieren sich zumindest zwei besonders eifrige Klapprad-Erfindernationen heraus. Los geht's:

1. 1878: William Grout (GB) präsentiert erstes zerlegbares Hochrad.
2. 1880: In England (GB) werden verkleinerbare Dreiräder angeboten.
3. 1886: In Frankreich (F) experimentieren Militäreinheiten mit Klapprädern, die sich wie Rucksäcke tragen lassen.
4. 1887: Emmit Latta (USA) entwickelt ein in der Mitte faltbares Fahrrad.
5. 1896: Captain Henry Gérard (F) lässt ein Faltrad fürs französische Militär patentieren.
6. 1896: Michael Ryan (USA)  erhält ein Patent für sein mit Scharnieren bestücktes Faun-Faltrad.
7. 1899: William Crowe (GB) patentiert sein seit 1896 produziertes Klapprad.
8. 1900: Mikael Pedersen (DK/GB) entwickelt zerlegbare Version seines Dursly Pedersen-Fahrrades fürs englische Militär.
9. 1939: Andre Jules Marcelin (F) konstruiert das Le Petit Bi. Es ist das erste Klapprad mit kleinen Rädern (16 Zoll) und gilt das Urahn des modernen Faltrades.
10. 1940er: Raleigh und BSA (beide GB) bauen klappbare Räder fürs Fallschirmspringer-Militär.
11. 1953: Hersteller Silk Road (J) entwickelt das Road-Puppy
12. 1962: Alex Moulton (GB) versucht mit einem völlig neuartigem 16 Zoll-Fahrrad, das es auch als Stowaway gibt, die Branche zu revolutionieren.
13. 1970er: Klapprad-Welle erfasst Europa. Ein Großteil der jährlichen Fahrradproduktion in Deutschland entfällt auf faltbare Räder, die als ideal für den Autokofferraum vermarktet werden.
14. 1972 Harry Bickerton (GB) baut ein Leichtbau-Klapprad aus Alu ohne Schweißverbindungen.
15. 1981: Andrew Ritchie (GB) bringt das Brompton auf den Markt.
16. 1982: David Hon (HK/USA) stellt das Hon Convertible vor und macht das Klapprad unter dem Nahmen Dahon später zum weltweiten Massenprodukt.

Als gesichert darf gelten, dass vor allem das Militär eine Schlüsselrolle bei der Klapprad-Entwicklung einnahm. So wurden besonders in England und Frankreich im 1. und 2. Weltkrieg Fahrräder für Fallschirmspringer entworfen. Allein British Small Arms (BSA) soll zwischen 1942 und 1945 rund 60000 Falträder für Absprünge aus Flugzeugen hergestellt haben.

Aber wer hat es denn nun erfunden? Nun, die Auswertung der Klapprad-Meilensteine oben befördert eine Nation klar nach vorne: England ist mit 7 Faltfahrrad-Entwicklungen die Nummer 1, gefolgt von den USA und Frankreich mit jeweils 3. 

Von den 80ern bis heute bilden Klappräder im Fahrradhandel ein stetes Segment. Während reine Steckräder quasi von der Bildfläche verschwunden sind, dominieren Modelle, die sich per Scharnier am Rahmen falten lassen. Mit Beginn der E-Bike-Welle ab etwa 2012 tauchen irgendwann auch die ersten klappbaren Pedelec auf. 2017 bringt der Österreicher Valentin Vodev mit dem Vello ein sehr leichtes Klapp-E-Bike auf den Markt; fast zeitgleich folgt das erste elektrifizierte Brompton.

Neben den großen Massenherstellern halten sich auch Exoten im Markt, die mit besonderen Modellen aufwarten, etwa:
-Moulton
-Bike Friday
-Riese und Müller (Birdy)
-Montague

Und hier noch ein sehr persönlicher Blick aufs Klapprad: http://st-pedali.blogspot.com/2017/11/kleine-liebeserklarung-ans-klapprad.html?m=1

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