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Freitag, 12. Juli 2019

Schock! Mein Rad ist weg. Und nun?

Drei Jahre ging es gut. Drei Jahre stand mein E-Bike vor der Tür. Gut gesichert von einer dicken Schlosskette. Nun ist es doch passiert: Fiese Fahrraddiebe haben mein Pedelec gestohlen. War ich zu leichtsinnig? War mein Schloss nicht gut genug? Oder war es einfach nur Pech?

Mein Sohn ist traurig: Sein Sitz ist weg, samt E-Bike.
Beim ersten Mal tut es noch weh. Das war vor etwa fünf Jahren. Damals wurde mir ein Kinderrad aus dem Autokofferraum entwendet. Etwas später dann ein Klapprad-Tandem geklaut. Man kriegt also Routine in solchen Sachen. Leider. Doch dieses Mal wiegt der Verlust besonders schwer. Handelt es sich doch um ein teures Elektrorad, das ich täglich zum Transport meiner Kinder in die Kita nutze. Mit Motor ist es ideal, den schweren Anhänger zu ziehen. Apropos Anhänger: Der wurde gleich mit geklaut, weil er am Fahrrad befestigt war. Doppelter Schock!

Was war passiert?

Es war nachts, so etwa zwischen 2 und 8 Uhr als die Diebe zuschlugen. Ich tippe auf 2 bis 3.30 Uhr, weil es zu dieser Jahreszeit die einzige Phase ist, in der es wirklich dunkel wird. Mit einem großen Bozenschneider hat der oder haben die Diebe mein Schloss durchtrennt. Das ist am beschädigten Kettenglied eindeutig zu erkennen. Der Täter muss das Werkzeug wohl zwei Mal angesetzt haben; auch das zeigen die mechanischen Spuren der Zerstörung. Weggeräumt hat der Täter nichts. Alles lag wie zur Begutachtung auf dem Präsentierteller. Hatte es wohl eilig das Arschloch.

Ab zur Polizei

Noch vor der Arbeit ab zur Polizeiwache. Meine heißt PK 44 und liegt in der Georg-Wilhelm-Strasse in Wilhelmsburg. Leer, keine Kundschaft da. Sollte schnell gehen. "Der zuständige Sachbearbeiter kommt gleich", sagt eine Beamtin. Stimmt, wobei gleich etwa 15 Minuten bedeutet. Das ist okay. Zumindest dann, wenn es ein ganz normaler Montag wäre. Ist er aber nicht. Denn während ich warte, blinkt plötzlich mein Handydisplay: "Kita ruft an", steht da. Kita! Das hat selten was Gutes zu bedeuten. Und richtig: Mein zweijähriger Sohn ist gestürzt wird gerade mit Platzwunde am Kopf im Krankenwagen ins Hospital gefahren. Na super, denke ich, noch nicht mal 9 Uhr und schon so viel Scheiße. Aber ich habe ja Routine mit so etwas: mit Kindern in der Klinik und mit Fahrrad-Weg-Warterei auf der Wache. Mal sehen, was als nächstes kommt...

Was kommt als nächstes?

Eine Beamtin kommt, setzt sich eher wortkarg hinter den Rechner und nimmt meine Anzeige auf: "Farbe? Rahmennummer? Preis? Und so weiter und sofort. Erst später stelle ich fest, dass sie Details wie Motortyp, Akku, Anbauteile nicht abgefragt hat, obwohl das Formular das vorsieht. Ich möchte der Dame nichts unterstellen, doch sie machte nicht den Eindruck, dass es sich lohnt, nach gestohlenen Fahrrädern zu fahnden. "Wollen Sie Anzeige gegen Unbekannt erstatten?", fragt sie. Ich zucke mit den Schultern und frage zurück: "Was meinen Sie? Bringt das was?" Jetzt zuckt sie mit den Schultern. Scheint mit Papierkrieg verbunden zu sein. Ich nicke, denn nach einem Fahrraddieb sollte gefahndet werden. Sie tippt und schweigt.

Ich bin kein Hilfssheriff, aber...

...doch irgendwie Hobbydetektiv. Zumindest wenn ich mit meinen Kindern Sherlock Holmes spiele. Und jetzt auch im richtigen Leben. Leider ist die Polizei bei der Fahndung nach geklauten Rädern nicht besonders erfolgreich. Die Aufklärungsquoten sind trotz erfolgreicher Razzien in Kleingärten und im Gewerbegebiet Billstrasse beschämend niedrig.

Darum denke ich, Eigeninitiative kann nicht schaden. Folgende Schritte habe ich selbst in die Hand genommen:
1. Befragung von Nachbarn. Wer hat vielleicht was gesehen oder gehört? Das geht heute ganz einfach per WhatsApp. 
2. Untersuchung des Tatortes. Wie sind die Täter vorgegangen? Haben sie sich bei der Tat verletzt? Oder andere Spuren hinterlassen? 
3. Fahndung nach meinem Rad auf online-Portalen wie   www.fahrrad-gestohlen.de, www.radklau.org und www.seriennummern-check.de.
4. Suchauftrag auf Kleinanzeigen-Portale wie www.ebay-kleinanzeigen.de. Hier soll ja so manches Diebesgut auftauchen.
5. Außerdem könnte ich jetzt noch die weitere Nachbarschaft mit "Wanted-Anzeigen" dicht pflastern. Leider fehlt mir dazu die Zeit. Schade, denn beim Klapprad-Tandem hat diese Methode zum Erfolg geführt.

Natürlich habe ich den Diebstahl der Versicherung gemeldet. Die hat erstmal telefonisch alles abgefragt, mir eine Schadenstummer mitgeteilt und mich dann aufgefordert, Dokumente etc. schriftlich einzureichen.

Und meine Privatermittlungen? Erst Mal passierte nichts. Kein Anruf von der Polizei. Von den Nachbarn nur Mitleidsbekundungen. Einer empfiehlt: "Guck doch mal auf dem Parkplatz bei der Bahn. Da lagen neulich herrenlose Fahrräder." Also hin da. Und tatsächlich: An einem Zaun im hohen Gras entdecke ich Anbauteile von meinem E-Bike. Die Rahmenhalterung von meinem Kindersitz liegt dort. Schade, dass ich nicht mehr Zeit habe und um weiter zu suchen. Der Parkplatz hat zwei Kameras; eine überwacht den Kassenautomat, die andere die Ausfahrt. Meine Erkenntnisse teile ich der Polizei mit. Mein Verdacht: Hier hat der Dieb das Rad vom Anhänger getrennt.

Ab ins Gebüsch

Jetzt gibt es wenigstens eine Spur, der man nachgehen kann. Und plötzlich landet auch noch ein Foto auf dem Smartphone. Unser Kinderanhänger! Nachbarin Kathrin hat ihn entdeckt. Ganz in der Nähe meines Teilefundes. In einem Gebüsch gut 400 Meter von unserer Wohnung entfernt. Jiipieh, ein kleiner Teilerfolg, ein wenig Trost.  

Aus dem Verdacht wird Gewissheit: Mein Rad war hier. Doch was ist hier genau passiert? Hat der Dieb nur den Anhänger abgekoppelt und ist auf eigener Achse weiter gefahren? Oder hat er das Rad in einen Transporter oder Anhänger verladen?

Vorsicht Kamera

Das lässt sich möglicherweise aufklären. Die Pressestelle der Polizei reagiert schnell auf meine Mail mit einer Antwort: "Wir haben den Vorgang zur Bearbeitung ans zuständige Polizeirevier PK 44 weiter geleitet", heißt es darin. Danach passiert nichts, gar nichts. Keine Antwort vom Parkplatzbetreiber iPark, auch keine Antwort vom Pk 44.

Nach knapp einer Woche frage ich per Mail bei der Polizei-Pressstelle nach. Am nächsten morgen meldet sich plötzlich ein Polizeihauptmeister aus Neugraben bei mir. Er sei der Fachmann für Fahrraddiebstahl, für den Fall zuständig, war aber im Urlaub und überhaupt sei die Personalsituation ja schlecht usw...

Deswegen könne er auch nicht stundenlang Videobilder auswerten oder aufwendig ermitteln. Eigentlich nicht schlimm, aber dann sagt er, dass Videoaufnahmen gewöhnlich nach sieben Tagen gelöscht würden. Also gestern. Das haut mich dann doch um. Sofort nach dem Hinweis auf den Parkplatz als möglichen Verladeort habe ich die Polizei darauf hingewiesen, das sich hier eine Bildauswertung lohnen könnte. Die Beamten blieben aber, aus welchen Gründen auch immer (Urlaub, Personalnot...) untätig.

Hat die Polizei zu lange gewartet?

Mit gut zweichen verzögerung und einer weiteren Nachfrage von mir meldet sich dann auch der Parkplatzbetreiber iPark: "Sorry, Videoaufnahmen wurden nach sieben Tagen gelöscht."

Verdammt nochmal schießt es mir in den Kopf. Das hätte eine heiße Spur sein können. Nun ist sie kalt, weil die Polizei es nicht geschafft hat, das Material rechtzeitig zu sichern. Ärgerlich, sehr ärgerlich. Ich möchte meine Ermittlungen nicht überbewerten, aber sollte der Verdacht stimmen, dass hier ein Fahrzeug im Spiel war, hätte die Überprüfung des Kennzeichens vielleicht weitere Erkenntnisse gebracht. Ich hatte so etwas gehofft.
 
Auf diesem Luftbild sind die Kameras und der Auffundort zu sehen

Nun bleibt mir nur die Hoffnung, dass meine Versicherung den Schaden großzügig reguliert. Daumen drücken!

1 Kommentar:

  1. Schade so etwas zu lesen. Ich kann mit dir mitfühlen. Mir wurde erst vor kurzem mein Rad gestohlen, selbe Methode, Bolzenschneider, Ketten-Schloss halbiert und ab durch die Mitte. Die Polizei machte auch bei mir einen eher genervten Eindruck, ich bekam den Neuling, der dann 1,5h benötigte die Anzeige aufzunehmen. Der Versicherung gemeldet, Geld ausbezahlt bekommen, alles gut... bis 1 Monat später der Anruf von der Polizei kam, mein Fahrrad wurde mit anderem Diebesgut bei einer Fahrzeugkontrolle noch in meiner Stadt gefunden. Ich kann es abholen kommen. :-)
    Den "Ärger" hatte ich dann mit der Versicherung, die nicht wusste wie ich das Geld zurückzahlen soll. "Dieser Fall käme nicht vor (Fahrrad wieder aufgetaucht und Versicherungsnehmer so ehrlich). Ich muss erst den Chef fragen." Schlußendlich habe ich die Kosten für die beschädigten Teile einbehalten und die Hälfte zurücküberwiesen.

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