Montag, 20. Januar 2014

Im roten Bereich: Veredelte Mittelzugbremse von Weinmann

Habt Ihr Euch mal eine alte Mittelzugbremse von Weinmann an älteren Fahrrädern genau angeschaut? Ein kleines Kunstwerk! Da arbeiten zwei Schenkel effektiv gegeneinander und legen synchron die Bremsschuhe an die Felgenflanken. Ein drittes Brückenteil hält die Federn. Ein wirklich gut durchkonstruiertes Stück Technik. Das Einzige was manchmal stört, ist die Farbe. Denn Weinmann-Bremsen sind immer silber. Bis jetzt. Ich habe das geändert und eine Bremse beim Eloxierer veredeln lassen.

Weinmann Vainqueur 999 Mittelzugbremse nach dem Eloxieren
Weinmann Mittelzugbremse vorm Eloxieren
Nachdem ich die Bremse von einem alten Rad abgeschraubt hatte, fiel mir erst auf, wie gut und genau sie verarbeitet ist. Weinmann war in den 70ern und 80ern schließlich eine große Nummer. Obwohl günstiger als die italienischen Konkurrenz, lagen Weinmann-Bremsen qualitativ auf Augenhöhe mit Campagnolo. Ein Nachrüstsatz Weinmann-Bremsen kostete 1984 rund 35 D-Mark. Gebaut wurden sie im schweizerischen Schaffhausen, Weinmann-Felgen dagegen im belgischen Antwerpen. Enge Handels-und Entwicklungsbeziehungen unterhielt Weinmann mit dem japanischen Bremsfabrikanten Dia Compe.

Die Schenkel der Vainqueur 999-Bremse sind aus leichtem Aluminium, nur Federn, Drahtbrücke und Schrauben aus Stahl. Also nahm ich sie komplett auseinander und hatte schließlich drei größere, gepresste Alubauteile sowie die Verbindungselemente in der Hand. Es müsste doch möglich sein, dachte ich mir, das Alu bei einem Metallveredelungbetrieb eloxieren zu lassen. Schließlich gibt es im Zubehörhandel auch Nachrüstbremsen in anderen Farben als silber. Leider nur für BMX-Räder stellte Weinmann Anfang der 80er Jahre roteloxierte Bremsen und Hebel her.
Draufsicht: Die Bremse ist ein kleines Kuntwerk

Zunächst polierte ich die drei Teile mit der Bohrmaschine und verschiedenen Drahtbürsten-Aufsätzen. Am besten funktioniert einer feiner Messingtopf, um das Alu schön glänzend zu bekommen. Feines Nassschleifpapier gibt ebenfalls schöne Ergebnisse. Mit den Teilen wurde ich bei einem Metallveredler vorstellig und erfuhr viel über den Eloxierprozeß. Entscheidend ist die Güte der Legierung. Wie schön das Ergebnis wird, könne man erst nach dem Eloxierbad sagen, erklärt mir der Metallexperte. Also gut, dann mal ab damit ins elektrochemische Bad und anschließend zum Färben.
Weinmanbremse nach der Veredelung

Mittelzug-Aufnahme und Schraube
Ich entscheide mich für rot. Beim elxoxieren, auch anodisieren genannt, hängt das Werkstück in Säure und ist dabei mit einer Stromquelle verbunden. Wie der Name sagt, bildet das zu veredelnde Teil die Anode, die Kathode besteht meist aus Blei. Während des Prozesses bildet sich eine feine und matte Eloxalschicht auf dem Alu. Wenn es aus dem Bad kommt, befinden sich Poren auf der Oberfläche, die bei einem zweiten Bad in spezieller Eloxalfarbe die Pigmente aufnehmen und das Werkstück eine satte Farbgebung verleihen. Als dritten Schritt wird das Teil in kochendes Wasser gehängt, damit die Poren sich schließen und das Werkstück sein finales Finish erhält.

Ich hatte Glück. Die Weinmann-Legierung scheint gut geeignet zu sein für das Eloxieren. denn was ich nach ein paar Tagen in Händen hielt, hat micht total begeistert - drei Bremsteile, die statt im werksseitigen silber satt in einem edlen Rot leuchten. Wunderbar! Schnell war die Bremse wieder montiert, und nun wartet die auf ein Rad, an das sie frablich gut passt.
Die gepimpte Weinmann-Bremse. In der Aussparung sitzt normale der rote (oder schwarze) Weinmann-Schriftzug, der das Säurebad aber leider nicht überlebt hat.



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