Samstag, 27. Februar 2016

Fahrradteile: Darf's etwas teurer sein?

Im Baumarkt sowie bei Aldi und Co gibt es zeitweise Discount-Fahrräder für 150 Euro - voll ausgestattet mit Lichtanlage, Gepäckträger und Schaltung. Gerne wüsste ich, wie der Einkaufspreis für so eine Schnäppchen-Bike in China ist: 75 Euro? 50 Euro? Oder noch weniger? Aber es geht auch anders. Der Gegenpol zur günstigen Supermarktware sind sauteure Fahrradteile, die schnell ein Vielfaches von einem vollständigen Billig-Bike kosten. Und dabei sind sie oft eher klein und unscheinbar. Ich habe mich da mal auf die Suche gemacht und Erstaunliches entdeckt.
Conti-Fahrradreifen zum Kaviar-Preis: Knapp 400 Euro UVP kostet der Schlauchreifen von Continental - pro Stück!
Auf der Couch liegen und im Internet nach hochwertigen Fahrradteilen surfen - herrlich. Ich mach das öfters; einfach so, nicht weil ich wirklich was kaufen will, sondern zur Entspannung. Ähnlich muss es Fashion-Victims gehen, die stundenlang Designer-Mode oder teuren Schmuck und Uhren bestaunen. Meine Juweliere heißen Chris King, White Industries oder Lezyne.

Verblüffend, wie viel Kohle man für ein paar unscheinbare Anbauteile hinlegen kann. Beispiele gefällig? Bitte schön! Eine gute Quelle für Bike-Parts mit Kaviarstatus ist zum Beispiel Bike 24. Dort gibt es das kleine Klickpedal "Eggbeater" von der Firma Crankbrothers für 450 Euro. Immerhin handelt es sich dabei um den Paarpreis. Und weil der Personenkreis, der fast einen halben Riesen für ein SPD-Pedal hinlegt, eher übersichtlich ist, wird das Produkt für "nur" 249,99 offeriert. Fast ein Schnäppchen. Da kann man schon mal schwach werden. Bei meinen einzigen MTB im Fuhrpark, ein Spezialized Stumpjumper, übersteigt der Pedalpreis den Zeitwert  meines Rades immer noch deutlich. Eggbeater heißt das gute Stück übrigens, weil es aussieht wie ein Schneebesen, und der nennt sich englisch Eggbeater.

Ein paar Klick später stosse ich auf einen Namen, der Bike-Nerds elektrisiert: Chris King. Ein Name wie Donnerhall. Fahrrad-Kult vom Feinsten! Und der kostet. 419 Euro zum Beispiel für einen Steuersatz aus Titan. Aber hallo! Immerhin gibt's 24 Prozent Rabatt. Macht also 316,90 Euro. Bitte, geht doch. Etwas mehr als dreihundert Takken für ein essentielles Bauteile, das es in einfacher Ausführung auch schon für knapp zehn Euro gibt.

Besonders kostspielig sind Teile aus Carbon. Für einen Laufradsatz von Leightweight kann man mal locker knapp 6000 Euro hinlegen.








Oder eine Kohlenstoff-Kurbel. Die kostet die Kleinigkeit von 1200 Euro. Noch Fragen?













Und so geht es munter weiter:
-10-fach-Titankassette für 529 Euro
-Sattel für 525 Euro
-Schnellspanner 170 Euro
-Schaltwerk für 849 Euro
-Carbonbremsen füe 1147 Euro
-Gabel 1297 Euro
-Kette 116 Euro
-Chris King Hinterradnabe 830 Euro
-Vorbau 530 Euro

 Wohlgemerkt handelt es sich hier immer um die Preisempfehlungen des Herstellers. Ausgepreist sind die Teile dann gern mit fettem Rabatt; dennoch bleiben sie in der Regel astronomisch teuer.

Verblüffend auch, was der Vintage-Bereich so hergibt. So kann man eine simple Flügelmutter in den USA für 75 Euro bestellen. Dafür sieht das massive Teil dann auch richtig gut aus.

Klar, überall wo Campa drauf steht wird's teuer. Beispiel Ritzelpaket: Beim franzsösischen Internetversender Velovilles kostet ein 6-Gang-Schraubkranz 399 Euro. Man hätte die Dinger vor 30 Jahren im großen Stil einkaufen sollen.

Aber auch für ein simples Simplex-Schaltwerk werden inzwischen über 100 Euro aufgreufen. Immerhin handelt es sich hier um die edle Version in gold.



Die legendären Campa Delta-Bremsen gibt es für 250 Euro. Das klingt fast billig, allerdings fehlen die Inbusschrauben.

Erstaunliches lässt sich natürlich auch bei E-Bay-Angeboten orten. So wie dieser Dreifachscheinwerfer mit Dynamo von Radsonne. Noch weit vor Auktionsende hatte er schon 22 Gebote. Das letzte lag bei 357 Euro - Ende offen. Absurd hohe Summe werden auch gerne für Klingeldeckel oder Radlaufglocken bezahlt.



















Hochwertig und teuer geht es auch beim amerikanischen Versender Compass Bicycles zu. Diese Firma hat sich besonders hochwertigen Teilen in der Tradition der französischen Manufaktur-Fahrräder verschrieben und hat auch die Rechte am Markennamen René Herse. Die Dreifach-Kurbel kostet mal eben 495 Dollar.

So ziemlich das günstigste Teil ist eine Glühbirne - für 20 Dollar. Wenn's etwas teurer sein darf, spielt Geld eben keine Rolle.



1 Kommentar:

  1. Du fragst nach den Preisen in China? Also, die Billig-Fixies, die hier 190€ bis 250€ kosten, sind in China in kleinen Stückzahlen für US$95 zu haben. Containerweise dürfte man eher bei US$75 EXW landen.

    Das Problem mit dem Import aus China ist ein happiger Anti-Dumping-Strafzoll, der auf Fahrräder und Teile davon erhoben wird: Satte 48,5%! Discounter und ähnliche sind damit besser bedient, bei europäischen Zusammenschraubern zu ordern, die nur Teile wie Rahmen und Gabeln aus China beziehen und viele andere aus Staaten, für die niedrigere Zollsätze vorgesehen sind und Lackierung und Endmontage in der EU durchzuführen.

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