Samstag, 24. Oktober 2020

Listnride: Bikesharing ganz easy und cool

Fabio mit Freundin und meinem Singlespeed-Eigenbau

Seit ein paar Jahren versucht das Start-Up Listnride privates Bike-Sharing zu etablieren. Die Idee ist charmant: Fahrradverleih von privat an privat. Ich gehörte zu den "early adaptors" und habe gleich nach dem Start zwei meiner Räder auf der Plattform zur Vermietung angeboten. Mit bescheidenem Erfolg. Trotzdem bin ich von Listnride begeistert.
Bei Autos wollte es bislang nicht so richtig klappen: privates Carsharing. Plattformen wie "Take my car" oder der US-Riese Turo haben sich bereits wieder vom deutschen Markt verabschiedet oder haben fusioniert. Dabei ist der Gedanke, sein Auto an andere gegen Gebühr zu verleihen ein guter. Er kann die Kosten fürs eigene Auto reduzieren, die Straßen entlasten und im Idealfall sogar etwas fürs Klima tun.

Kein Wunder, dass ein Start-Up versucht, das Modell aufs Fahrrad zu übertragen. Wer seinen Drahtesel gerade nicht nutzt oder mehrere davon hat (n+1 eben), findet bei Listnride eine schöne Möglichkeit, sein Fahrrad übers Internet in einem digitalisierten Prozess an andere zu vermieten. Ideal also für Touristen, Städtereisende, Austausch-Studenten, für alle eben, die nur ganz kurz oder ein paar Tage in der Stadt sind und dem x-beliebigen Leihfahrrad eines Hotels oder  klobigen StadtRad ein cooles Bike aus Privathand vorziehen.

Weil mich die Sharing-Economy allgemein fasziniert und beim Fahrrad besonders viel Sinn macht, habe ich mich sehr früh bei Listnride registriert und Fahrräder in Hamburg angeboten. Vor ein paar Jahren mietete dann tatsächlich ein Mountainbike-Guide aus Süddeutschland mein rotes Vicky für ein paar Tage. Abwicklung und Bezahlung funktionierten tadellos - good job Listnride. Bei einem Mietpreis von 10 Euro pro Tag werde ich nicht reich. Doch der Kontakt zu dem Mieter war toll. Wie andere Sharing-Angebote auf Privatbasis wird Listnride zu einer Art sozialem Netzwerk. Mieter und Vermieter haben sehr häufig gleiche oder ähnliche Interessen, Motivationen und Anschauungen Man teilt also nicht nur das Fahrrad, sondern auch die Weltsicht.

Und so war es auch mit meinem ersten Mieter. Ein guter Typ, dem ich mein Rad wahrscheinlich auch gratis leihen würde, wenn ich ihm am Vorabend in einer Bar kennen gelernt hätte. So aber waren nicht ein paar Drinks der Kuppler, sondern Listnride. Mein Vicky kam nach zwei Tagen unversehrt zurück. Der MTB-Typ hatte seinen Spaß. Ich auch. Was will man mehr. Ach, und dann gab es sogar noch eine Gegeneinladung in die Berge zum gemeinsamen Mountainbiken. Schade, dass ich dieses tolle Angebot nicht eingelöst habe.

Anzeige bei Listnride
Das alles liegt schon ein paar Jahre zurück. Listnride war ganz tief irgendwo in meinen Gehirnwindungen verschwunden. Bis vorgestern. Da landete völlig unerwartet eine Anfrage nach Vicky in meinem E-Mail-Postfach. Spät am Abend habe ich die Reservierung bestätigt. Ich musste noch meine Bankverbindung angeben, weil sich die Zahlungsmodalitäten geändert haben, dann war der Deal perfekt. Am nächsten Tag traf ich mit Fabio, der aus dem Schwarzwald kommt und eine Freundin auf einem modernen Rennrad im Schlepptau hatte. Fabio ist ein erfahrener Radfahrer, das sehe ich auf den ersten Blick. Darum ist es mir fast etwas peinlich, ihm meine selbstgebaute Vicky zu übergeben. Der Mann ist sonst wahrscheinlich auf Hi-Tec-Carbon unterwegs. Egal, er hat sich ja selbst dafür entschieden und meine Beschreibung ist korrekt.

Nach einer kurzen Proberunde pumpen wir noch die Reifen auf 4 bar auf, quatschen kurz und schon düsen Fabio und seine Begleitung gen Horizont. Warum nur sind diese Ausleihen so selten? Wieso hat Listnride so wenig Zugriffe? Zumindest bei mir? Funktioniert doch gut. Ist doch ein schönes Gefühl, einen anderen Fahrradfan mobil gemacht zu haben.

Ich beschließe spontan, demnächst weitere meiner Räder bei Listnride anzubieten.

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