Freitag, 22. Januar 2021

Gesucht: Das beste Fahrrad-Kinderbuch


Kinderliteratur ist ein weites Feld. Natürlich gibt es auch zahlreiche Bücher zum Thema Fahrrad, die sich gezielt an kleine Pedalritter richten. Als Papa von zwei Kleinkindern (4 und 5) komme ich an entsprechendem Lesestoff nicht vorbei. Eine kurze und rein subjektive Auswahl.

Jedes Mal bricht großes Gelächter auf, wenn wir Seite 17 aufblättern. Henry und Fritz juchzen und jauchzen. Und das schon zum 50. Mal. Zu sehen ist auf Seite 17 Millo, der mit Pudelmütze und roten Wangen angestrengt einen steilen Berg hoch strampelt. Und auch der Text begeistert die beiden immer wieder aufs Neue: ... eine Geländefahrrad mit Superstoßdämpfern, Turbobremsen und einhundertmillionentausend Gängen...". Zu witzig! Finden zumindest Fritz und Henry.

Keine Frage: "Millo bekommt ein Fahrrad" von Autor Oliver Wenniges ist unser absolutes Lieblingsbuch zum Thema Fahrrad. Über die Jahre hat sich rund ein Dutzend Kinderbücher in unserem Regal angesammelt, in denen sich fast alles ums Fahrrad dreht. Hier unsere rein persönliche Hitliste:


Platz1: "Millo bekommt ein Fahrrad"

Tolle Illustrationen, kurze und gut verständliche Texte mit viel kindgerechtem Humor. Zeitgemässe Darstellung des modernen Familienbildes. So hat der Papa des Protagonisten keine Ehefrau, sondern eine Freundin, die Millo ins Bett bringt. Und statt ein Fahrrad zum Geburtstag zu kaufen, wird ein Schrottfahrrad kostengünstig recycelt. Bemerkenswert: Das Buch ist schon 2005 erschienen. Weitsichtig, modern und mit nachhaltiger Botschaft. Mit einem Wort: Toll!











Platz 2: "Kasimir hat einen Platten"

Knapper Text und jede Menge tolle Illus, in denen es um den Plattfuß am Fahrrad von Biber Kasimir geht. Der Titel ist Teil einer Buchreihe, in der Kasimir eine ganze Reihe von Fertigkeiten erlernt, etwas auch backen. Hier wird im gezeigt, wie man einen Laufrad ausbaut, Reifen entfernt und den Schlauch flickt. Kein Witz: Auch Erwachsene können hier profitieren. Wer noch nie einen Schlauch repariert hat, bekommt eine prima Anleitung. Ist an einem unserer Räder die Luft raus, laufen die Kinder als erstes zum Buchregal und holen das Kasimir-Plattenbuch. Kann es eine bessere Lob für den Autoren geben?


Platz 3: "Na klar, Lotta kann Rad fahren"

Klassiker von Astrid Lindgren und im typischen Pipi-Langstrumpf-Stil: freche Göre klaut viel zu großes Rad von einer Oma, rast die Krachmacherstrasse runter und zeigt es allen. Das ist politisch wunderbar unkorrekt und natürlich trägt Lotta bei ihrem Abenteuer auch keinen Helm. Herrlich! Wer jetzt pädagogische Bedenken hat, sollte besser zu geprüften Ratgebern greifen. Alle anderen lesen über Lotta und freuen sich diebisch - und zwar im Sinne des Wortes....










Platz 4: "Franklin lernt Rad fahren"

Warum Franklin ausgerechnet eine Schildkröte ist? Keine Ahnung. Auf jeden Fall lernt er in diesem Buch auf rund 30 Seiten wie man Fahrrad fährt. Gut: Nicht jede Zeichnung zeigt zwingend eine Fahrradszene, sondern die Illustrationen nehmen Anleinen aus anderen Lebensbereichen, um die Kinder zum Radfahren zu motivieren.



Platz 5: Leselöwen - Fahrradgeschichten

Vorrangig ein Buch für Kinder, die schon lesen können. Aber auch zum Vorlesen geeignet. Die Texte sind daher schon länger, die Bebilderung knapp und vergleichsweise einfach gehalten. Die Kurzgeschichten drehen sich rund um Fahrradthemen, oft sogar mit einer tieferen Botschaft (Falschparken auf Radwegen, Helm tragen...). Erstaunlich: Das Buch ist 1999 erschienen und nimmt nebenbei die Integrationsthematik mit; so heißt ein Papa, der seinen Sohn zum Fahrradladen begleitet, Murat und trägt einen stereotypischen Schnurrbart. Ob das nun bemüht wirkt oder ehrlich, kann ich nicht sagen...











Platz 6: "Wieso, Weshalb, Warum - Alles über das Fahrrad"

Typisches Erklärbuch mit Ringbindung und gelungenen Zeichnungen. Die Texte sind aber leider eher bieder und folgen keiner Dramaturgie. Darum fällt es Kindern auch schwer, bei der Sache zu bleiben. Gut dagegen sind die integrierten Ausklapplaschen, um verschiedene Alltagsszenen und Funktionsweisen zu erklären.




Platz 7: "Was ist was - Im Straßenverkehr

Kein richtiges Fahrradbuch, wie der Titel vermuten lässt. Sondern einer der typischen Sicherheitsratgeber zum Thema Kinder im Verkehr. Keine Ahnung, wie man ein "Zeigefingerbuch" besser machen könnte. Storytelling, Wortwitz und ein roter faden sind hier nicht zu erkennen. Und das schmällert des Lesespaß.











Und so könnte ich jetzt noch ein wenig weiter machen mit weiteren Fahrradbüchern für Kids. Eines steht aber fest: Überbordend groß ist das Angebot nicht. Eigentlich ein Wunder bei der zunehmenden Bedeutung des Rades gerade auch für Kita- und Grundschulkinder. Wo also bleibt der Bestseller? Vielleicht habt Ihr einen Tipp? 



4 Kommentare:

  1. Ja gerne, jede Menge! Als 5-facher Großvater und "Vorlese-Opa" im Kindergarten (derzeit im Wartemodus...) suchte ich seit Jahren nach entsprechender Literatur als Alternative zu den üblichen autolastigen Exemplaren.
    Hier meine Empfehlungen:
    1. "Das große Fahrradfest" von Alison Farrell - Das autofreie Wimmelbuch, in dem viele Tiere alle möglichen Arten von z. T. verrückten und seltenen Fahrradkonstruktionen nutzen. Die Rahmenhandlung - ein Fest soll vorbereitet werden - ist etwas dünn; man kann beim Vorlesen und Betrachten eher eigene kleine Geschichten erfinden und von den Kindern erzählen lassen. (ab 3 Jahre)

    2. "Paul und Opa fahren Rad" von Karsten Teich - Schön schräg, phantasievoll, lehrreich ohne Zeigefinger und nahezu autofrei. Ein Schrottrad wird fahrbereit gemacht, ein Ausflug unternommen, nebenbei ein Platten geflickt (tolle Illustration dazu!): Die Kinder lieben es und haben viel zu lachen. (ab 4 Jahre)

    3. "Fiets" von Charlotte Dematons - Ein Buch ohne Text; die Geschichte wird durch die Bilder erzählt: Bei einem Maskenball wird einem Jungen im Bärenkostüm sein geliebtes Rennrad gestohlen. Bei der Suche gibt es viel Hilfe und ein versöhnliches Ende. Autofrei, unzählige Fahrradkonstruktionen für alle Lebensfälle und Transportaufgaben kommen vor, stellenweise Wimmelbuch, Kinder erzählen die Geschichte auf ihre Art selbst. Einziges Manko: Mit 15 x 18 cm etwas klein. (ab 5 Jahre)

    4. "So schnell wie der Wind" von Joan Negrescolor - Die (wahre) Geschichte von Alfonsina Strada, die als erste und bisher einzige Frau 1924 als Mann verkleidet am Giro d´Italia teilnahm. Die knappen Texte zu den wunderbaren, künstlerischen Bildern ergänze ich beim Vorlesen durch zusätzliche Erzählungen. Ein Buch über weibliche Durchsetzungskraft und Leidenschaft gegen viele Vorurteile und Rollenklischees. (ab 5 Jahre)

    ... und natürlich die "Klassiker": "Freunde" von Helme Heine oder "Tiger und Bär im Straßenverkehr" von Janosch und immer wieder natürlich "Lotta ...".

    Ein Tipp im Netz: www.ritaundronny.at - Gut gemachte Seite, die man mit Kindern zusammen durchstöbern kann mit weiteren Buchempfehlungen für ein autofreies Leben mit Kindern.

    Liebe Grüße und Dank für Deine für mich neuen Tipps!

    Wolfgang

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    1. Vielen Dank für diese tolle Zusammenstellung (auch an Wolfgang), die mir als fahrradbegeisterte "Neu-Oma" eine große Hilfe ist.

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  2. Wow, vielen lieben Dank für diese tolle Liste! Gern möchte ich sie um einen Tipp ergänzen: „Rauf aufs Fahrrad, fertig, los!“ von dem neunmalklug Verlag ist ein buntes Kinderbuch für kleine und große Fahrradfans. Erzählt wird die Geschichte von Autor Hans-Jürgen Kühn und bebildert von Illustratorin Ulrike Baier. Gestaltet in klimapositivem Druck und mit Pflanzenölfarben eignet sich das Buch für Kinder ab 3 Jahren. Wir lieben dieses Buch! Beste Grüße Elke

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  3. Bestes Fahrradbuch für Kinder überhaupt: "Der kleine Tiger braucht ein Fahrrad" von Janosh. Sehr Humorvoll und gut die Straßenverkehrsregeln erklärt. (-:

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