Hüseyin ist 17 und fährt normalerweise einen Motorroller als Auslieferungsfahrzeug. Heute hat er ein Pedelec von der zuständigen Filiale zugeteilt bekommen. Seine Schicht beginnt um 14 Uhr und endet gegen 22 Uhr; pro Stunde gibt es 8,50 Euro - nicht schlecht für einen Job, bei dem man Fahrradfahren kann. Aber Hüseyin gesteht ehrlich: "Den Roller fahre ich lieber."
Das Velosic hat einen Rahmen mit tiefen Durchstieg. Der 504 Wattstunden- Lithium-Akku ist hinterm Sattlrohr montiert. Das Rad kostet rund 2500 Euro |
Vielleicht liegt es am Rahmen des Rades. Dieses hat eindeutig eine Damenrad-Geometrie und sieht eher bieder aus. Es gibt wahrlich coolere Modelle . Das Teil stammt von der Firma Velosic, die sich auf elektrifizierte Transport-Fahrräder spezialisiert hat. Der Hinterradnabenmotor leistet 250 Watt und wird von einer Sechsgang-Kettenschaltung per Muskelbetrieb unterstützt. Oder umgekehrt. Ich unterstelle mal, das Pizzalieferanten oft, gerne und viel auf maximale E-Unterstützung des 30 Kilo schweren Pedelecs zugreifen, sollte es über eine entsprechende Power- bis Eco-Funktion verfügen. Theoretisch liegt die Reiweite des Lithium-Ionen-Wechselakkus bei 50 bis 70 Kilometern.
Wie viel Hüseyin pro Schicht fährt, kann er nicht sagen. "Rund 40 Auslieferungen kommen zusammen, aber welche Distanz das am Ende ist, weiß ich nicht", rätselt er nachdenklich. Dann zeigt er auf die roten Lampe am Akku: "Da, schon wieder leer!" Der Stromspeicher wird daher wohl öfter am Tag gewechselt werden müssen. Und das kalte Wetter mit den heutigen Minusgraden dürfte auch nicht reichweitenfreundlich sein. Akkus verlieren dann an Kapazität.
Und so sieht das offizielle Joey's Pressebild zum Thema Pedelec aus |
Und so erfahre ich in einem Fünf-Minuten-Klönschnack so einiges über das Leben als Pizzalieferant auf dem Pedelec. Schon länger treibt mich der Gedanke um, so eine Schicht mal selber zu fahren. Mal sehen ob Joey's mich demnächst für einem Einmal-Aktion anstellt.
Der E-Motor leistet 250 Watt und ist in der Hinterradnabe verbaut |
Ich hoffe jedenfalls das Pedelec nun öfters statt der roten Lieferautos in meinem Viertel zu sehen. Gerüchteweise habe ich gehört, das Pedelec-Lieferanten einen höheren Stundenlohn kassieren als die Kollegen mit den Autos. Ob das stimmt? Mal sehen, was die Joey's-Pressestelle dazu sagt; die Antwort trage ich dann hier nach. Vernünftig wäre das auf jeden Fall und würde helfen, das gerade vom Konkurrenten Dominos übernommene Unternehmen als umweltfreundlich und nachhaltig zu platzieren. Und natürlich ist das auch eine Kostenfrage: Die Auslieferung per Elektrorad dürfte deutlich billiger sein als mit dem Auto. Vielleicht können auch die Pizza-Kunden was zur Steigerung der sauberen Anlieferung beitragen, in dem sie fahrradfahrende Boten mit einem motivierenden Trinkgeld bedenken.
Pedelec sollen das Joey's-Image heben |
Bei einer kleinen, nicht repräsentativen Umfrage, die ich bei Pizzaboten durchgeführt habe, bevorzugen fast alle das Auto. Oder wie wäre es, wenn Joey's "Pedelec-Pizzen"günstiger anbietet als "Auto-Pizzen"? Die Differenz würde ich gerne dem Fahrer als erhöhtes Trinkgeld überlassen. Nur mal so als Gedankenspiel an die Joey's-Zentrale. Mit den eingesparten Co2-Emmissionen ließe sich bestens Werbung betreiben. Wie wichtig dem Food-Delivery-Dienst ökologisch optimierte Mobilität ist, zeigt es bei seinem Engagement mit E-Fahrzeugen. In Berlin ist zum Beispiel ein Peugeot iOn im Einsatz, der induktiv geladen wird. Bereits seit 2012 setzt das Unternehmen auf E-Modelle und lässt dazu per Pressemitteilung folgendes verlauten: "Unsere Testphase zeigt, dass wir mit einer Umstellung auf einen elektrisch betriebenen Fuhrpark eine spürbare Kosteneinsparung erreichen können“, so das positive Fazit von Karsten Freigang, Geschäftsführer Joey’s Pizza Service GmbH. Im April 2012 wurde der Fuhrpark des Betriebes in der Hamburger Innenstadt komplett auf elektrisch betriebene Fahrzeuge sowie auf Ökostrom von E.ON Hanse Vertrieb umgestellt. Bisher kamen drei verschiedene E-Roller und drei E-Autos zum Einsatz, darunter auch der Renault Twizy.
Schönes Detail: Der obere Lenkrohr-Konus ist mit einer schicken Aluklemme aus eloxiertem Alu verkleidet |
Bleibt die Erkenntnis, dass sich Fahrräder zu Transportzwecken zunehmend durchsetzen. Ob Post, diverse Lieferdienste, Bioläden oder ökoorientierte Firmen - Lastenräder liegen sichtbar im Trend. Gut so!
Der Trend ist wirklich sehr positiv! Mich würde interessieren, ob sich das Einzugsgebiet dadurch verkleinert, da man mit dem Rad logischerweise länger zu den Kunden braucht. Hat dein Smalltalk dazu was ergeben?
AntwortenLöschenNee, zum Thema Einzugsgebiet war der Smaltalk dann doch zu smal. Aber: ich vermute mal, dass das E-Bike selbst auf etwas längeren Strecken schneller ist, weil die lästige Parkplatzsuche entfällt. Allerdings verführt die Wendigkeit des Rades so manchen Pizza-Boten auch zu einer fragwürdigen Fahrweise - Missachtung der Verkehrsregeln inklusive. Wer schneller fährt schafft mehr Pizzas.
AntwortenLöschenIn Nürnberg kann man die Lieferdienste auf Fahrrädern bestimmt schon 1-2 Jahre bewundern :-) find ich auch eine sehr gute Sache!
AntwortenLöschenMega cool! Sowas müsste es überall geben! Cooler Beitrag. Weiter so!
AntwortenLöschenLG
Sehr schön!
AntwortenLöschenLG
Steffi
Elektrofahrzeug
Finde ich richtig gut. Mit einem E-Bike kommt man genauso gut voran, das habe ich selbst im Hotel Lana testen dürfen. Warum also nicht darauf setzen?
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