Kinderkarussell: Fahrrad beliebter als Feuerwehr, Cabrio, Traktor oder Bus

Am letzten Tag des Jahres eine späte Überraschung, die für die Zukunft hoffen lässt. Auf dem Kinderkarussell sind Fahrräder beliebter als Autos. Das zumindest war meine Beobachtung auf einem kleinen Weihnachtsmarkt in Hamburg-Wandsbek, der noch bis ins neue Jahr fortgesetzt wird und darum wohl auch Winterzauber-Markt heißt.

Eigentlich wollte ich ja nur schnell eine Bratwurst essen und für heute Abend ein paar Berliner kaufen, gute Silvestertraditionen eben. Doch es kommt mal wieder anders. Aus der Bratwurst wird eine Krakauer (nicht mein Fall), zu den Berlinern gesellt sich noch eine Tüte Schmalzkuchen und aus dem zehnminütigen Abstecher, wird locker eine halbe Stunde.

Denn auf dem Markt entdecke ich ein wunderschönes "16-Pfosten-Sportkarussell" im nostalgischen Stil. Es wurde Anfang der 50er Jahre in Uelzen per Handarbeit von der Firma Hennecke gebaut. Rund 20 verschiedene Fahrzeuge für bis zu 61 Kinder drehen sich fröhlich im Kreis. Doch heute, am letzten Tag des Jahres 2013, ist das Karussell so gut wie leer. Nur zwei kleine Mädchen sind Fahrgäste. Und welche Gefährt haben sie gewählt? Die Feuerwehr, wie ich es einst getan hätte? Oder das Polizeiauto? Oder eines der Opel-Cabrios mit den Heckflossen? Oder den Bus? Oder vielleicht ein Motorrad?

Nein, nein, alles falsch. Die beiden Mädels hocken nebeneinander auf zwei Fahrrädern und lassen munter die Beine kreiseln, obwohl gar keine Kette montiert ist. Ich bin von diesem Anblick jedenfalls begeistert. Der Reiz des Fahrrades und die Lust an der Bewegung scheint für die beiden Mädchen unwiderstehlich zu sein. Zumindest in diesem Moment lassen sie alle motorisierten Gefährte links liegen und fahren lieber Fahrrad. Natürlich ist das nicht repräsentativ, sondern reiner Zufall. Oder nicht?

Ein genauer Blick auf die insgesamt drei montierten Kinderfahrräder mit ihren putzigen 12-Zoll-Rädchen verrät, dass es leider keine Oldtimer aus den 50ern sind, sondern eher nach Baujahren in den 80ern aussehen. Fahrräder scheinen auf einem Fahrgeschäft mehr zu leiden als die anderen Fahrzeuge. Werden sie möglicherweise öfter gewählt als Feuerwehr und Co? Das hätte ich eigentlich den Karussellbetreiber mal fragen können. Möglicherweise hätte er den Trend zum Fahrrad bestätigt.

 Wie auch immer: Mich würde freuen, noch mehr Kinder entscheiden sich in Zukunft fürs Rad. Nicht nur auf dem Karussell, sondern auch im Alltag. Die Szene hat starken Symbolcharakter. Unsere Mobilitätsprioritäten verschieben sich. Achtet mal drauf, wen Ihr das nächste Mal an einem Karussell vorbei kommt.