Montag, 14. April 2014

Start in die Fahrradsaison: Volles Programm mit Tret-Disko, Flohmarkt, Radrennen für behinderte Menschen

Es wird Sommer. Woran man das merkt? Natürlich an der starken Zunahme an Fahrrad-Veranstaltungen. Kein Tag mehr, an dem nicht irgendwo eine Aktion, ein Rennen oder Treffen statt findet. Für mich gab es am abgelaufenen Wochenende gleich drei Termine mit sehr unterschiedlichem Charakter.


Foto: Helmut Niemeyer. Fahrraddisko - strampeln für Sound.
Eine kluge Botschaft
Los ging es am Freitagabend um 21 Uhr. Im Oberhafenquatier fand die erste Fahrraddikso Hamburgs statt. Ein kryptischer Name für eine buchstäblich spannende Sache. Denn bei dieser Veranstaltung ging es eher um ein Konzert als um eine Tanzveranstaltung. Den Strom für die Bands erzeugten die Besucher selbst, in dem sie in die Pedale der zehn Lastenräder traten. Tatsächlich sorgen diese dafür, dass die Verstärker, Mikros und Lautsprechen mit Saft versorgt werden. Treten zu wenige oder zu wenig, verschwinden Licht und Ton.

Die Veranstalter wollen mit diesem Konzept eine wichtige Botschaft unters Partyvolk bringen: Energie erfordert Opfer. Ich finde es gut, wenn unser Energiehunger auf diese Weise spürbar gemacht wird. Weitere "Fahrradiskos" sollen in den nächsten Wochen folgen. Bitte hingehen.

Mein Stand kurz nach dem Aufbau
Nächster Termin war der Fahrradflohmarkt war der Flohmarkt in Altona am Samstag. Das Treffen auf dem Hof des Hauses 3 ist nun schon fast eine Tradition. Doch da ich als erster auf dem Gelände eintraf, war ich zunächst etwas verunsichert. Dort wo ver- und gekauft werden soll, türmten sich Erdberge auf, lagen Pflastersteine und schimmerte Wasser in matschigen Pfützen. Der Hof ist noch eine Baustelle. Das Haus 3 wird gerade saniert. Hier soll der Flohmarkt sein?

Schnäppchen? Der geschulterte
Rahmen steht der Dame gut
Als weitere Händler eintrafen, einigten wir uns darauf, dass es wohl so ein soll wie immer. Also genau hier. Die Baustelle stört doch nicht. Und da sich auch die wärmende Sonne blicken ließ, bauten wir guter Dinge unsere Stände auf. Vier Räder hatte ich mitgebracht und ein paar Teile wie Schutzbleche, Pedale, Naben, Kettenblätter. Schnell füllte sich der Hof und es liefen Passanten mit Felgen, Rahmen und Lenkern in der Hand durch die Reihen - herrlich, so eine urige Trödelatmophäre.

Rennradbremse Weinmann 570 in Originalkartons. Preis: 60 Euro
Besonders spannend war der Stand eines Händlers, der die gesammelten Waren seines Vaters anbot. Der Papa war mal Teile-Großhändler. Nun galt es, dessen Restbestände unters Zweirad-Volk zu bringen. Ich musste mich schon sehr disziplinieren, um nicht viel Geld auszugeben. Schließlich war ich ja hier, um selbst Teile zu verkaufen. Aber solche Märkte sind da immer hoch gefährlich. Bei den original verpackten Weinmann-Bremsensets blieb ich aber standhaft und überlies es meinen Freund Matthias, dort einzukaufen.


Der strahlende Herr und seine Begleitung begeisterten sich für mein
lilafarbenes Batavus-Rennrad
Schon schön, was man auf so einem Flohmarkt entdecken kann. Nur an meinen Stand tat sich nichts. Ich hatte nur rostige Teile anzubieten. Und für meine Räder zeigte keiner ernsthaftes Interesse. Bis zur Mittagszeit. Plötzlich kommt Kunde auf Kunde. Zunächst kauft mir ein junger Sportsfreund ein gelbes Eingang-Diamant-Rennrad mit grünen Reifen, grünem Sattel und grünen Zügen ab. Dann folgt eine Dame, die meinem gelben Vaterland-Klapprad mit Duomatic nicht widerstehen kann. Auch mein Hinweis, dass das Rad keine Vorderradbremse hat und eher ein Spaßgefährt ist, kann sie nicht abhalten. "Steht mir", befindet sie und nimmt das Rad mit. Gleich darauf werde ein ein Gitane-Mixte los und zum Schluss auch noch ein lilafarbenes Batavus-Rennrad mit Shimano SIS-Schaltung. Leergekauft. So habe ich das gerne.

Sonntag schließlich ging es nach Hampelte, wo bereits zum dritten Mal ein "Radrennen" für behinderte Menschen ausgetragen wurde. Für diejenigen, die nicht selbst treten können, werden dort Fahrer von Tandems, Rikschas und anderer Spezialfahrräder gesucht, die den betreuten der Hermann Jülich Werkgemeinschaft, so heisst die Einrichtung, eine Freude macht.
Foto: Ulli Kampffmeyer. Rund Hampelte - ein Radrennen der besonderen Art
Da ich eine Rikscha und mehrere Tandems besitze habe ich gerne drei Gefährte für diese Veranstaltung zur Verfügung gestellt. Ich bin der Leiterin der Einrichtung, Anke Brammen, sogar dankbar, dass sie hartnäckig bei mir nachgefragt hat. Letztes Jahr noch musste ich absagen, weil die Rikscha nicht fahrbereit war und defekt in der Ecke stand. Dort stand sie auch noch vor einer Woche, bis ich mich endlich auf Druck des nahenden Termins an die Reparatur des Gefährts machte. Zum Glück war die Instandsetzung leichter als gedacht. Ich hatte einst einen kleinen E-Motor als Schiebehilfe nachgerüstet und vor allem die komplexe, lachhaft verlegte Elektrik ließ mich Schlimmstes befürchten. Doch nach Anschluss aller Kabel surrte die Rikscha tatsächlich zuverlässig um den Kurs und beförderte fünf Betreute um den Rundkurs. Am Ende sollten sogar zehn Runden zustande kommen, so dass ich ein unerwartetes Sonntagstraining absolvieren konnte. Trotz E-Motor ist speziell bergauf voller Krafteinsatz nötig.

Und so fand ein langes, erfülltes Wochenende seinen gelungenen Abschluss. Für mich die beste Art von Erholung und Quelle neuer Kraft.

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