Freitag, 24. Juni 2016

Early-Morning-Ride: Eine MTB-Tour in den Sonnenaufgang

Bergauf in den Sonnenaufgang im Sachsenwald: Wer sagt denn, dass man für Mountainbike-Glück in die Alpen muss?
Vier Uhr! Der Wecker piept und nervt. Was habe ich da wieder zugesagt? Eine Mountainbike-Tour in den Sonnenaufgang! Theoretisch klingt das gut. Praktisch kostet das Überwindung. Zumindest beim Aufstehen. Und im Ziel bin ich froh, mich vorm Frühstück durch den Sachsenwald gekämpft zu haben.
Die Nacht war unruhig, zumindest meteorologisch. Grelle Blitze zuckten durchs Schlafzimmerfenster, dann lautes Gewitterkrachen. Über Hamburg entlud sich ein heftiges Sommergewitter. Na, hoffentlich hört das zum frühen Morgen auf. Es hört auf. Nach dem Wecker klingeln bin ich 20 Minuten später auf dem Weg zum meinen Freund Matthias, der die Idee mit dem Morgenride hatte. Im Osten glühen die Wolken. Bald geht die Sonne auf. Noch rund eine halbe Stunde.

Pünktlich sitzen wir auf unseren Rädern. Der frühe Morgen ist ruhig. Noch schläft alles. Dampfend steigt Feuchtigkeit vom Asphalt nach oben. Trotz Gewitter liegt weiterhin drückende Schwüle in der Luft - solche tage sind selten. 20 Grad zeigt das Thermometer - immer noch. Oder schon wieder? In einer tropischen Nacht kann man das nicht so genau sagen. Wichtig ist nur: Es ist warm. So warm das wir ganz leicht bekleidet auf die Strecke stechen können. Die führt uns heute durch den Sachsenwald und führt überwiegend über Forstwege. Und die haben wir um diese Zeit allein für uns - was will man mehr?
Um 5.30 Uhr haben die längsten Tage im Jahr einen besonderen Charme

Trockene Strecken vielleicht? Durch das Gewitter sind die Pisten heute sehr, sehr schlammig. An vielen Stellen zwingen uns tiefe Pfützen, umgestürzte Bäume und tiefer Matsch zu einer oft abenteuerlichen Anpassung der Ideallinie. Aber hey, ist es nicht genau das, warum wir uns aufs Mountainbike setzen. Fahrtechnik ist gefordert. Ein blitzschnelles Abtasten der Spur mit den Augen und reaktionsschnelle Umsetzung der überraschenden Infos von der Netzhaut. Links? Rechts? Oder ab durch die Mitte? Nach 10 Minuten sind die Füsse nass und unsere Trikots mit Schlamm bespritzt. Spielen im Dreck für große Jungs oder so ähnlich. Wenn doch nur das Material nicht so leiden würden. Von Antrieb und Bremsen kommen fürchterlich  mahlende Geräusche, fieses Knirschen und Knacken. Mountainbikesport ist Materialsport.

Hier und öffnet sich der Wald, gibt den Blick frei auf leuchtende Getreidefelder und feuchte Wiesen, über denen ein weisser Schleier wabert - wunderbar! Aber lange Geniesserblicke sind selten möglich. Die Sonne steht tief und blendet bei östlicher Fahrtrichtung. Äste Querrillen oder Schlammpassagen sind so schwer zu erkennen.
Früh morgens sind die Wege leer. Das Gewitter hat diese Birke gefällt

Trotz der schwierigen Bedingungen sind wir schnell unterwegs. Kilometer um Kilometer fliegen dahin. Nur wir unsere Räder und der Wald. Ganz klar: Frühe Morgenstunde sind ideale Mountainbikestunden.

Die Regenfälle und warmen Tage der letzten Wochen machen den sachsenwild stellenweise zu einem Dschungel. Meterhoch flankieren Brennesel den Singletrail. Hautkontakt ist unvermeidlich. Und als ob das wilde Hautbrennen an Beien und Armen nicht schon reicht, schlagen störrische Äste blutige Schrammen in die Waden. Mountainbikesport ist ein blutiger Sport.

Dann, nach 36 Kilometer, das Ziel. Rad abspritzen, Frühstück, Dusche und ab ins Büro. Ob am Telefon, vorm Computer oder im Meeting - der Morgen wirkt nach. Immer wieder muss ich heute an die Morgentour denken. Das Brennen der Brenneseln hält bis zum Abend an. Mountainbikesport ist ein geiler Sport.
Dicke Reifen contra Matsch: Die Räder siegten

1 Kommentar:

  1. Bei diesem Profil ist das aber auch kein Wunder. Wie schnell konntest du fahren?? Die Bilder sehen Super aus...da will ich gleich auch raus

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