Montag, 11. November 2013

Kleiner Löwenbändiger: Die ersten Meter auf dem Rennrad

Neulich beim Oldtimer-Ausflug: Die Erwachsenen schwelgen über Buckel und PS, über Chrom und Kratzer, über Vergaser und Versager. Und was mach Mo? Für die Autos hat er keinen Blick. Die sind ihm zu weit weg und zu hoch und zu unerreichbar und zu langweilig. Schüchtern nähert sich der kleine Mann dem kleinen Fahrrad, das mit einem alten Peugeot angekommen ist. Auch das Fahrrad ist von Peugeot. Es ist ein Rennrad, blau lackiert und hat nur einen Gang. So wie früher; ganz früher, als Radhelden mit so was in groß hunderte von Kilometer durch die Alpen strampelten. Eigentlich ist das Rad nur zur Dekoration gedacht.


Erst skeptisch, dann neugierig umrundet Mo das Mini-Velo. Seine linke Hand wandert vorsichtig zum Bremshebel, die rechte streicht über den schwarzen Sattel. Er guckt auf die Großen. Doch die interessieren sich nicht für den Kleinen. Dann, endlich, einer der Erwachsenen nickt. Schon sitzt Mo auf dem Sattel, kann gerade eben mit den Fußspitzen das Gleichgewicht halten. Schon ist er unterwegs. Die ersten Meter auf einem Rennrad. Wie mag sich das anfühlen? Mo behält das für sich. Nur sein zitternder Körper und wackelnder Fahrstil verraten Aufgeregtheit. Dann kommt, was kommen muss. Mo fährt Schlangenlinien,  nimmt die Füße von den Pedalen, verliert die Balance und - rums - fliegt über den Lenker auf den Boden. Erschrocken erwarten die Erwachsenen ein heulendes Kind. Doch Mo guckt nur leicht verdattert, schüttelt sich und sitzt gleich wieder im Sattel. Es hat ihn erwischt, sein Fahrrad-Fieber steigt; er ist vom Velo-Virus infiziert. Das ist unheilbar. Nach ein paar Minuten liegt Mo wieder auf der Nase. Er steigt wieder auf und wird immer sicher, immer schneller und immer begeisterter.







Dann packen die Erwachsenen ein. Sie wollen los. Abfahrt! Mo steigt vom Rad und guckt in die Runde. Was, schon los? Sein Blick wandert noch mal auf das kleine Peugeot-Rennrad. Es verschwindet wieder im Peugeot-Oldtimer. Ein Abschiedsblick. Ein trauriger Blick.

1 Kommentar:

  1. Villeicht lag es auch dran, daß diesen alten Peugeot Kinderrrenräder längst nicht so schwer waren wie die heutigen Pukys. Kinder fahren ja inzwischen oft mit Rädern umher, die genauso schwer sind wie sie selbst.
    Ein wirklich leichtes, schnelles Rad dürfte da eine ganz neue Erfahrung sein...

    Schreibt der
    Radschwarzfahrer

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