Mittwoch, 18. März 2020

Die Bonazarad-Bibel V: Wie sicher sind Highriser?


Falsche und richtige Lenker für Highriser - das war in den 60ern ein großes Thema.
Kaum auf dem US-Markt, stürzten sich schnell Sicherheitsexperten auf die Highriser-Fahrräder: Unsicher und gefährlich seien die Bikes. Vor allem wegen der hohen Lenker, die der Fahrradgattung ihren Namen gab. Und auch die Bonanzaräder in Deutschland kamen stark in Verruf. Hier war es vor allem die ungünstige Gewichtsverteilung, zu hohe Sissybars und der Schaltknüppel auf dem Oberrohr, der für Kritik sorgte.
Pornoschaltung! So nennen eingeweihte den prägnatnen Schalthebel auf dem Oberrohr, der eine Dreigangnabe von Fichtel und Sachs, Sturmey Archer oder Shimano im Hinterrad schaltet. Warum das Ding so anrüchig heißt? Nun, die Konsole mit dem dicken Schaltknauf soll natürlich an den Automatic-Shift-Stick in einem US-Musclecar erinnern. Klack, klack, klack, dazu bewegt sich eine Schablone unter dem Sichtfenster entlang und zeigt die gewählt Gangstufe an. Wie in einem V8-Boliden. Und da ist der gedankliche Weg zu seichter Dudelmusik und Typen im Hawaihemd mit dünnem Oberlippenbart nicht weit. Typen eben, die einst gerne als Hauptdarsteller in Softpornos mitspielten. Oder ein Bonanzarad fuhren.

Pornoschaltung! Dominant sitzt sie wie ein Phallussymbol zwischen den Oberschenkeln des Fahrers, die sich wie zwei Pleuel auf und ab bewegen. Könnt Ihr mir folgen? Eine gefährlich Position. Muss der Bonanzaradfahrer nämlich von seinem Stahlross schnell abspringen, was im Gelände nicht selten der Fall ist, landet er mit seinen Weichteilen genau dort, wo der Schaltknauf nach oben ragt. Aua!

Pornoschaltung! Heute ist sie ein extrem rares Teil. Bis zu 250 Euro werden dafür im Internet verlangt. NOS-Exemplare zu finden gleicht der berüchtigten Nadel im Heuhaufen. Der Grund liegt auf der Hand: An Bonanzarädern sind die Shifter meistens defekt. Mit den Fuß, Bein oder Gesäss haben sie die Fahrer vor 40 bis 50 Jahren meist zerstört oder erhebnlich beschädigt.
Zurück zu den hohen Lenkern: In den USA wurden sie sogar verboten, wenn sie die Schultern des Fahrers überragten. In der Jugend galt damals die Devise: Je höher, desto besser. Zeitschriften zeigten seinerzeit Versionen, beiu denen die Griffe sogar über dem Kopf lagen. Kein Wunder, dass diese Mode Sicherheitsapostel auf den Plan rief.

Dazu kam dann auch hier der oft sehr lange Stickshift, der gefährlich nach oben ragte. Auch er wurde schließlich Anfang der 70er verboten. Es sind solche Details, die erheblich zur Legendenbildung des Bonanzarades beitrugen und -tragen.

Veresuchsrad mit Normallenker
Versuchsrad mit Hochlenker
Zwei schwedische Wissenschaftler untersuchten an veraschiedenen Fahrradtypen sogar, welchen Einfluss Lenkerform und -höhe auf die Fahrsicherheit haben. In der Studie wurden nicht nur zahlreiche Jugendliche dazu befragt, sondern eine größere Anzahl von Probanden absolvierten unter andserem mit Highrisern verschiedene Fahrtests. Die  verwendete Highriser waren Räder vom Typ Crecent Rodeo. Einer mit Normallenker, der andere mit einem besonders hohen Lenker. Nacxh den fahrversuchen und deren Auswertung kommen die Wissenschaftler zu dem eindeutigen Ergebnis: Hochlenker beeinträchtigen die Fahrstabilität und Sicherheit signifikant. Oder anders ausgedrückt: Highriser tragen ihren Ruf gefährlich zu sein zu Recht.

Die Studie förderte durch Befragungen außerdem zu Tage, dass Geselligkeit bei jugendlichen Radfahrern ein entscheidendes Kriterium für deren Beliebtheit ist. Da man mit Highriser lässig neben einander herfahren und sich unterhalten kann, seinen sie bei Kindern besonders gefragt. Eine Weissheit, die sicherlich auch heute nichts an Aktualität verloren hat.

All das und noh viel mehr steht in der Bonanzarad-Bibel, die am 8. April erscheint.

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